Fairtrade International veröffentlicht Jahresbericht

Der Dachverband Fairtrade International hat im Rahmen seiner Generalversammlung seinen Jahresbericht 2023/2024 veröffentlicht.

Titelfoto des Jahresberichts von Fairtrade International. Meri Kusumawati sammelt zusammen mit ihrem Mann Amang Kaffeekirschen auf ihrer Farm in Ostjava, Indonesien. Sie sind Mitglieder der Kooperative KSU Surya Abadi Kayumas. Foto: R. Panggabean/NAPP

Der Bericht mit dem Titel „Driving the fairness agenda“ hebt die Erfolge von Fairtrade als globale Partnerschaft im vergangenen Jahr hervor und unterstreicht die strategische Ziele, die sich die Bewegung gesetzt hat. Über zwei Millionen Bäuerinnen, Bauern und Beschäftigte aus 68 Ländern profitieren von Fairtrade-Programmen und -Initiativen. Der Jahresbericht zeigt unter anderem Fortschritte bei Themen wie dem Schutz vor Entwaldung, Menschenrechte und existenzsichernde Einkommen.

Strategische Ziele schrittweise umsetzen – Beispiele 2023

Ein strategisches Ziel von Fairtrade ist es, Machtverhältnisse in Lieferketten zugunsten der Bäuerinnen, Bauern und Beschäftigten zu stärken. Dazu gehört ein sicherer und zukunftsfähiger Lebensunterhalt, Widerstandskraft gegen die Klimakrise, die Umsetzung von Umwelt- und Menschenrechten. Erstmals wurden Referenzpreise für existenzsichernde Löhne für Bananenarbeiter festgelegt sowie drei neue Referenzpreise für Kaffee eingeführt. Insgesamt wurden mithilfe von Fairtrade inzwischen 12 regionale bzw. landesspezifische Referenzpreise für vier Produktkategorien in 11 Ländern entwickelt. Als beispielhaft gilt der erste von Produzent*innen geleitete Branchengipfel zu existenzsichernden Einkommen in der Kakaoproduktion, den das Produzentennetzwerk Fairtrade Africa 2023 in Abidjan, Côte d'Ivoire veranstaltete.

Wachstum und Innovation fördern

Marktzugänge für Fairtrade-Produkte sind ein wichtiger Faktor, um die Wirkung von Fairtrade zu vergrößern und für den Erfolg der Produzentengruppen. Hier setzte das Fairtrade Sustainable Banana Projekt an, finanziert von der Französischen Entwicklungsagentur und Carrefour. Das Projekt unterstützte peruanische und dominikanische Produzentenorganisationen dabei, ihre Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz zu steigern, klimafreundliche Anbaumethoden zu fördern (von 42 auf 80 Prozent) und die Erträge um 19 Prozent zu steigern.

Fairtrade-Produzentenorganisationen entwickeln und vermarkten auch ihre eigenen Marken lokal und steigern dadurch das Bewusstsein für Fairtrade auch in Ländern des globalen Südens. Über das SWITCH-Asia-Programm wurden mehr als 235 neue nachhaltige Fairtrade-Produkte in Indien eingeführt, und der Verkauf von Fairtrade-zertifizierten Baumwollprodukten stieg dort um über 270 Prozent. 

Kooperation auf politischer, zivilgesellschaftlicher und wirtschaftlicher Ebene

Auch im Bereich der Advocacy und zivilgesellschaftliches Engagement stehen Themen wie existenzsichernde Einkommen, Entwaldung und Klimaresilienz im Zentrum. Fairtrade trat für die Einbeziehung von existenzsichernden Einkommen und verantwortungsbewussten Einkaufpraktiken in die EU-Richtlinie zur Unternehmensverantwortung ein, die dieses Jahr verabschiedet wurde. Zur Vermeidung von Entwaldung startete Fairtrade eine Partnerschaft mit dem niederländischen Technologieunternehmen Satelligence, um Satellitenüberwachung auszubauen. Dies hilft bereits über 950 Fairtrade-zertifizierten Kakao- und Kaffeeproduzentenorganisationen bei der Vorbereitung auf die EU-Entwaldungsverordnung.

Im Bereich der Digitalisierung beschreibt der Jahresbericht mehrere datengetriebene Plattformen und Dienstleistungen. Fairtrade arbeitete weiter an Plattformen wie FairInsight und startete 2023 das Fairtrade Banana Dashboard, welches Produzenten und Unternehmen Informationen über spezifische Herkunft, Fairtrade-Verkäufe, Premium-Beträge, Daten zu existenzsichernden Löhnen und Forschungsergebnisse bietet.

Paritätische Entscheidungsgewalt von Süd und Nord

Die Fairtrade-Generalversammlung, das höchste Entscheidungsgremium des globalen Systems, findet einmal im Jahr statt und bringt alle Mitglieder zusammen, darunter Produzentennetzwerke und nationale Fairtrade-Organisationen.