Entwaldungsverordnung: Mehr Gehör, mehr Ressourcen für Kleinbäuer*innen

Fairtrade unterstützt die Ziele der EU- Entwaldungsverordnung (EUDR), nachhaltige Lieferketten zu schaffen, indem der Verkauf und Import von Produkten, die Abholzung verursacht haben, unterbunden wird. Die Europäische Kommission muss jedoch mehr finanzielle Unterstützung leisten und die technischen Voraussetzungen klären, damit Kaffee- und Kakaoproduzent*innen die Frist einhalten können.

Kaffeeanbau in Bolivien: Produzent*innen haben mehr Unterstützung der EU verdient. Foto: Fairtrade/Dennis Salazar

Kaffeeanbau in Bolivien: Produzent*innen haben mehr Unterstützung der EU verdient. Foto: Fairtrade/Dennis Salazar

Die Verordnung gilt für Unternehmen, die entsprechende Waren oder Produkte auf dem EU-Markt in den Verkehr bringen. Produzent*innen müssen nachweisen, dass ihre Produkte ab dem Stichtag 2020 frei von illegaler Abholzung und illegalem Handel sind. Der Stichtag wird durch den Vergleich aktueller Satellitenbilder mit denen aus dem Jahr 2020 bestimmt.

Fairtrade ist sehr besorgt darüber, dass Erzeugerorganisationen vom Handel mit der EU abgeschnitten oder von größeren Produzenten aus den Lieferketten verdrängt werden könnten. Der Grund dafür ist nicht, dass sie auf gerodeten Flächen wirtschaften, sondern weil es für sie schwierig ist, die erforderlichen Daten zu sammeln, zu verwalten und einzureichen.

Mehr Ressourcen, mehr Dialog, klare Spielregeln

Deshalb fordert Fairtrade die Europäische Kommission auf, die Mängel der Verordnung zu beheben und den Millionen gefährdeter Kleinbauern und -bäuerinnen zu unterstützen. Die Europäische Kommission muss unverzüglich:

  • eine Einschätzung der möglichen Auswirkungen der EUDR auf die schwächsten Akteure in der globalen Lieferkette, also Kleinbauern und -bäuerinnen, geben. Dabei soll geprüft werden, inwieweit Produzent*innen die Verordnung einhalten können und wie hoch der Aufwand und die Kosten dafür sind.
     
  • Eine einheitliche Strategie für die Zusammenarbeit mit Erzeugerländern entwickeln, die in der gesamten EU gilt. Diese Strategie soll den Austausch zwischen verschiedenen Interessengruppen ermöglichen und durch wirksame wirtschaftliche und handelspolitische Anreize unterstützt werden,
     
  • Endlich den versprochenen Leitfaden veröffentlichen, der erklärt, wie das Gesetz anzuwenden ist. Dieser Leitfaden soll wichtige Begriffe definieren, die Regeln für die Rückverfolgbarkeit und Datenverwaltung in der gesamten Lieferkette erklären und die Kriterien für die Überprüfung der Einhaltung festlegen.

  • Außerdem sollten die FAQ (häufig gestellten Fragen) zur EUDR aktualisiert werden, da sie seit Dezember 2023 nicht mehr überarbeitet wurden. Mehr Informationen helfen den Produzent*innen dabei, sich besser anzupassen und die neuen Anforderungen leichter zu erfüllen.

  • Marktanreize und Finanzmittel bereitstellen, um Kleinbauern und -bäuerinnen bei der Einhaltung der EUDR-Anforderungen zu unterstützen. Sie sollten nicht die Kosten für die Einhaltung der von der EU auferlegten Gesetze tragen müssen.

Fairtrade unterstützt Kooperativen

Fairtrade berät und begleitet die Erzeugerorganisationen bei ihren Vorbereitungen auf die EUDR. Um die Erzeugergemeinschaften bei der Sammlung von Daten über die Farmen ihrer Mitglieder und deren Entwaldungsrisiken zu unterstützen, ist Fairtrade eine Partnerschaft mit Satelligence eingegangen, ein Unternehmen das satellitenbasierte Landnutzungsmonitoring anbietet.

Die Produzenten-Organisationen stellen die Geolokalisierungsdaten für jede einzelne Parzelle ihrer Mitglieder zur Verfügung. Die Plattform von Satelligence überprüft die Daten und erkennt dann jegliche Abholzungsaktivitäten und auch, ob sich die Farmen in Schutzgebieten befinden. Außerdem wird die Abholzung in der Nähe des Betriebs angezeigt - eine wichtige Information, die zur Risikobewertung der Kooperativen beiträgt. Schließlich werden mit dem System Berichte erstellt, die die Kooperativen selbst nutzen und ihren Kunden oder potenziellen Kunden zur Verfügung stellen können.

Fairtrade arbeitet zudem an digitalen Lösungen, die den Kooperativen dabei helfen, ihre wertvollen Daten zu nutzen, um auf Marktveränderungen zu reagieren und den Marktzugang zu verbessern.

Auch in den Fairtrade-Standards ist Entwaldung ein relevantes Thema. Der Fairtrade-Kakao-Standard wurde 2022 und der Kaffee-Standard 2024 aktualisiert. Sie verlangen von Fairtrade-zertifizierten Produzent*innen, dass sie die Entwaldung stärker unterbinden, überwachen und eindämmen. Die aktualisierten Standards stimmen mit den EUDR-Anforderungen überein und übertreffen sogar die Vorgaben

Mehr über die Position von Fairtrade zum Thema Abholzung gibt es auf der Webseite von Fairtrade International:  Link (englisch), und mehr zum den Standpunkt des Fairtrade Advocacy Office zu Lieferketten mit Abholzungsgebühren erfahren gibt es hier (englisch).