Neue Risk Map für Baumwolle

Mit der Risk Map veröffentlicht Fairtrade Risikoanalysen zu den größten Menschenrechts- und Umweltrisiken der Länder und Sektoren, in denen Fairtrade tätig ist. Neben Produkten wie Kakao, Kaffee, Bananen, Honig und Weintrauben gibt es nun erstmals auch eine Bewertung für Baumwolle.

Fairtrade-Baumwollbäuerinnen bei der Ernte.

Fairtrade-Baumwollbäuerinnen bei der Ernte. Bild: Fabian Sturm / Fairtrade.

Textilunternehmen können dank der Risk Map Risiken in ihrer Lieferkette besser verstehen und entsprechende Maßnahmen zur Vorbeugung oder Abhilfe entwickeln. Die Analyse ist eine kostenfreie Dienstleistung zur Unterstützung von Partnerunternehmen bei der Erfüllung ihrer Sorgfaltspflicht.

Die Risiken auf einen Blick

Der kleinbäuerliche Baumwollanbau ist arbeitsintensiv. Trotzdem erzielen die Produzent*innen in der Regel kein existenzsicherndes Einkommen. Baumwolle ist einer der Rohstoffe, der am häufigsten in Verbindung mit Kinderarbeit steht und einer der größten Märkte für Agrochemikalien. Grundlegende Ursachen für die Missstände im Baumwollsektor sind unter anderem ungleiche Machtverhältnisse, die Folgen des Klimawandels und schwache gesetzliche Regulierung, die Kleinbauernfamilien, Landarbeiter*innen und Saisonarbeiter*innen oft nicht ausreichend in die Arbeitsgesetze oder Mindestlohnregelungen einbeziehen. Obwohl der Anteil der Baumwolle, die im Rahmen freiwilliger Nachhaltigkeitsregelungen angebaut wird, in den letzten Jahren gestiegen ist, gehen nur wenige Ansätze auf die niedrigen Baumwollpreise ein.

Fairtrade arbeitet gerade in Lieferketten, in denen das Risiko von Menschenrechtsverletzungen besonders hoch ist. Schließlich ist dort Verbesserung am nötigsten. In der Risk Map sehen Unternehmen allerdings nicht nur Risiken, sondern auch, welche Maßnahmen Fairtrade unternimmt, um diese einzudämmen: Der Fairtrade-Ansatz zur Eindämmung und Beseitigung von Kinderarbeit ist menschenrechtsbasiert und integrativ. Er zielt auf die direkten Ursachen ab.

Gemeinsame Anstrengungen sind notwendig

Trotzdem kann und sollte eine Zertifizierung nicht die einzige Maßnahme sein, die ein Unternehmen ergreift, um die größten Menschenrechts- und Umweltrisiken in seiner Lieferkette anzugehen. Denn keine Organisation und kein Zertifizierungssystem können garantieren, dass es in einer Lieferkette keinerlei Verstöße gegen Menschenrechte oder Umweltrisiken gibt. Aus diesem Grund braucht es weitergehende Maßnahmen und Anstrengungen zwischen Erzeuger*innen, Unternehmen, die Baumwolle beziehen, Regierungen und der Zivilgesellschaft, um  Risiken und ihre Ursachen zu bekämpfen.

Hintergrund:

Die Risk Map ermittelt und visualisiert die größten Menschenrechts- und Umweltrisiken der Sektoren und Länder, in denen Fairtrade tätig ist. Aktuell deckt die Karte die Produktsektoren Kaffee, Kakao, Bananen, Weintrauben, Honig und Baumwolle ab. Zusätzliche Sektoren sollen folgen. Sie soll allen Akteuren in den globalen Wertschöpfungsketten helfen, Risiken zu verstehen und anzugehen.

Die Risk Map wurde mit der Hilfe von Kleinbauernkooperativen, Arbeiter*innen, Fairtrade-Mitarbeitenden und externen Expert*innen erarbeitet. Sie unterstützt den lösungsorientierten Dialog und die Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren entlang der Lieferketten. Unternehmen gibt sie wertvolle Hinweise darauf, wo sie ihre Bemühungen verstärken müssen, um ihren unternehmerischen Sorgfaltspflichten für Menschenrechte und Umwelt (HREDD) nachzukommen. Denn mit Inkrafttreten des Lieferkettengesetzes sind Unternehmen zunehmend gesetzlich dazu verpflichtet.