Fairtrade Awards 2022: Das sagen die Gewinner

Am 9. Juni wurden zum achten Mal die Fairtrade Awards verliehen. Die Gewinner aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft sind sich einig: Der Preis motiviert sie dazu, sich noch stärker für den fairen Handel einzusetzen.

Die Laudator*innen auf der Bühne der Fairtrade Awards. Foto: © Fairtrade Deutschland / Tim Keweritsch

Der Fairtrade Award, der alle zwei Jahre verliehen wird, gilt als wichtigster Preis für Akteure des fairen Handels. Am 9. Juni wurde er in Berlin verliehen. Viele prominente Stimmen zeigten Flagge für den fairen Handel. Zu den Laudator*innen des Galaevents auf dem Berliner EUREF-Campus zählten unter anderem Schauspieler Andreas Hoppe, Moderator Ralph Caspers und die amtierende Miss Germany Domitila Barros.

Gleich zwei Gewinner aus der Textilbranche

Durch den Award-Abend führte Schauspielerin Anke Engelke, die sich mehr fairen Handel in Deutschland wünscht – etwa im Textilsektor, wo der Anteil fair produzierter Bekleidung noch unter ein Prozent liegt: „Es arbeiten so viele Hände an jedem Kleidungsstück, das wir tragen, da schockt eine Zahl wie 1% total. So wenige Kleidungsstücke werden fair hergestellt! Bleiben 99% Kleidung, die ohne Rücksicht auf faire und menschenwürdige Arbeitsbedingungen hergestellt wurde“, sagt Engelke. „Das müssen wir ändern – und die gute Nachricht ist: Wir können das ändern!“
Diesen Wunsch teilen auch die Unternehmen Ernsting's family und Brands Fashion, die beide zu den diesjährigen Preisträgern gehören. Ernsting's family gewann den Fairtrade Award in der Kategorie „Handel“. Seit 2013 arbeitet das Unternehmen nun schon mit Fairtrade zusammen und bezieht für verschiedene Kollektionen Fairtrade-Baumwolle – Tendenz steigend. Von diesem langfristigen Engagement profitieren vor allem Baumwollbäuerinnen und -bauern in Indien, was der Jury einen Award wert war.

Brands Fashion wurde in der Kategorie „Industrie“ ausgezeichnet. Als erstes Unternehmen weltweit bietet der Buchholzer Betrieb Kleidung mit dem Fairtrade-Textilsiegel an und stellt damit sicher, dass die Arbeitsbedingungen und Löhne der Arbeiterinnen und Arbeiter entlang der Verarbeitungskette verbessert werden. Rabea Schafrick, Leitung der Nachhaltigkeitsabteilung bei Brands Fashion, betont: „Der Gewinn des Fairtrade Awards ist für uns eine Bestätigung, dass hohe Ansprüche in sozialen und ökologischen Themen tatsächlich mit Unternehmenserfolg vereinbar sind. Nachhaltigkeit ist für uns nicht nur eine Worthülse – wir nehmen unsere unternehmerische Verantwortung ernst.“

Pilotprojekt und Traditionsmarke ausgezeichnet

In der Kategorie „Innovation“ gewann der faire Supermarktzug von Rewe Mitte, DB Regio und Fairtrade, der Bahnfahrer*innen und Pendler*innen nachhaltiges Shopping näherbrachte. Die Jury überzeugte vor allem das besondere Engagement der Auszubildenden bei diesem Projekt. „Wir freuen uns riesig mit unserem Fairen REWE Supermarktzug Gewinner des Fairtrade Awards zu sein. Zumal wir seit fast 30 Jahren viele Fairtrade-Produkte in unseren REWE-Märkte verkaufen und überzeugt sind, dass Handel fair sein muss“, so Jürgen Scheider, Vorsitzender der Geschäftsleitung REWE Region Mitte.

In der Kategorie „Newcomer“ wurde die Teekampagne mit einem Award geehrt: Das Unternehmen steht für direkt gehandelten Bio-Tee aus Darjeeling und Assam in herausragender Qualität zu fairen Preisen und stellte 2020 auf Fairtrade um. „Die Auszeichnung ist eine Anerkennung und Bestätigung für uns und unsere Kunden, dass unser Konzept fairen Handels heute noch so aktuell ist wie im Jahr 1985“, freut sich Prof. Dr. Günter Faltin, Gründer der Teekampagne. „Wir hoffen, dass die Aufmerksamkeit, die wie durch den Gewinn des Fairtrade Awards erhalten, viele andere Unternehmen ermutigt, ähnlich zu handeln wie wir, damit fairer Handel zu einem selbstverständlichen Standard wird.“

Zivilgesellschaftliches Engagement geehrt

Nicht nur Partner aus Industrie und Handel wurden bei den Fairtrade Awards geehrt, sondern auch zivilgesellschaftliche Initiativen. In der Kategorie „Nachwuchs“ setzte sich die Bildungsinitiative des Friedrich-von-Alberti-Gymnasiums aus Bad Friedrichshall, #Changemaker, durch. Schüler*innen zwischen 11 und 18 Jahren setzen sich bei dieser für die Nachhaltigkeitsziele der UN ein. Insbesondere für das Engagement im schwierigen Textilsektor gewinnen die #Changemaker den Fairtrade Award 2022.

Auch die „Faire Metropole Ruhr“ konnte sich einen Award in der Kategorie „Zivilgesellschaft“ sichern, mit der Erweiterung ihren Engagements durch die „Charta Faire Metropole Ruhr 2030 – Eine Fairfassung für das Ruhrgebiet“. Mit dem gemeinsamen Grundsatzpapier verankern Akteure aus Kirchen, Zivilgesellschaft, Kommunen und Wissenschaft die soziale und ökologische Nachhaltigkeit tief in der Region. „Der Preis bringt uns Aufmerksamkeit, die wir als NGO dringend zur Umsetzung unserer Ziele benötigen. Er bringt uns eine neue Legitimation unserer Arbeit, ein neuer Ansatz den Kommunen, die bisher noch nicht so stark an der Umsetzung arbeiten, zu erklären, wie wichtig der Beitritt ist“, so Dirk Heitlindemann, Projektkoordinator der Faire Metropole Ruhr e.V..

Der Publikumspreis ging an die Ganztagsgemeinschaftsschule Neunkirchen, die seit 2018 Fairtrade-School ist und das Online-Voting gewonnen hat. Das ganze Jahr werden kreative und informative Veranstaltungen rund um den Fairen Handel organisiert; Faire Frühstücke, Schulkleidung aus fairer Baumwolle faire Osterhasen oder Nikoläuse, jeder Anlass wird fair gestaltet.

Gratulation an alle Nominierten!

„Auch wenn es für Aldi, Barnhouse, Fairfood Freiburg, Fairtrade Original, Jokolade, Lidl, Manner, Memo, Miko Coffee und viele mehr in diesem Jahr nicht für den 1. Platz gereicht hat, so gratulieren wir allen Nominierten, dass sie es unter die Top 3 in ihrer Kategorie geschafft haben“, betont Dieter Overath, Vorstandsvorsitzender von Fairtrade Deutschland. „Beim Einsatz für mehr Handelsgerechtigkeit sowie Umwelt- und Klimaschutz kann es nur Gewinner*innen geben.“