Fairtrade-Blumen & Pflanzen

So funktioniert der faire Handel

Schnittblumen wie Rosen und Jungpflanzen, egal ob Weihnachtsstern, Geranie oder Herbstaster, haben eine lange Reise hinter sich, bevor sie in Deutschland zum Verkauf angeboten werden. Sie stammen meist aus Afrika oder Lateinamerika. Tausende Arbeitskräfte sind dort mit der Aufzucht und Ernte beschäftigt oder für das Zuschneiden und Verpacken zuständig.

Die Fairtrade-Blumen- und Pflanzenfarmen liegen in Kenia, Äthiopien, Uganda, Sambia, Ecuador und Sri Lanka. Die dortigen klimatischen Bedingungen begünstigen die C02-Bilanz der Produktion, da auf eine Beheizung und Beleuchtung der Gewächshäuser größtenteils verzichtet werden kann.

Sie verschenken faire Blumen? Dann nutzen Sie unsere Postkarte „Sag es mit fairen Blumen“ mit integrierten Blumenanhänger zum Abtrennen. Mehr Informationen zu Blumen und Pflanzen finden Sie in unserem Factsheet.

HERAUSFORDERUNGEN

Die Arbeitsbedingungen auf den Blumen- und Pflanzenfarmen im globalen Süden werden häufig von niedrigen Löhnen, schlechten Arbeitsbedingungen und hohem Einsatz von zum Teil hochgiftigen Pflanzenschutzmitteln bestimmt. Frauen machen ungefähr die Hälfte der Beschäftigten auf Blumen- und Pflanzenfarmen aus. Sie sind als Pflückerinnen oder in den Verpackungshallen tätig. Viele sind alleinerziehend, haben einen niedrigen Bildungsstand und kennen oft ihre Rechte als Arbeitnehmerinnen nicht. Diskriminierung und sexuelle Belästigung stellen zusätzliche Belastungen dar. Fairtrade setzt sich aktiv für bessere Arbeitsbedingungen ein.

WARUM FAIRTRADE DEN UNTERSCHIED MACHT

Auf Fairtrade-zertifizierten Blumen- und Pflanzenfarmen werden die Blumen nach klar definierten sozialen und ökologischen Standards gezüchtet.

Fairtrade hat das Ziel, die Arbeits- und Lebensbedingungen der Beschäftigten zu verbessern. Dazu gehören feste Arbeitsverträge, Versammlungs- und Gewerkschaftsfreiheit und klare Arbeitszeitregelungen, Schutzkleidung und Trainings zum sicheren Umgang mit Chemikalien. Besonders die Position von weiblichen Beschäftigten wird gestärkt. Fairtrade schreibt einen Mutterschutz vor, setzt sich gegen Diskriminierung und sexuelle Belästigung ein und schult Frauen für Führungspositionen.

Für die Farmen gelten außerdem strenge Umweltkriterien. Wassersparende Bewässerung, ein nachhaltiges Wassermanagement, zum Beispiel durch den Einsatz von natürlichen Kläranlagen, Kompost- und Müllmanagement sind ebenfalls Bestandteile der Fairtrade-Standards. Zudem wird der Einsatz von Pestiziden stark reduziert und der natürliche Pflanzenschutz gestärkt.

Die Fairtrade-Prämie, die der Importeur zusätzlich zum Exportpreis bezahlt und die zehn Prozent dieses Preises beträgt, kommt direkt den Beschäftigten zugute. Das von der Belegschaft gewählte Fairtrade-Prämienkomitee entscheidet demokratisch über die Nutzung des Geldes, zum Beispiel für Bildungsausgaben oder Gesundheitseinrichtungen in den Gemeinschaften, in denen die Arbeiter*innen leben.

Fairtrade-zertifizierte Blumen- und Pflanzenfarmen müssen ihren Beschäftigten mindestens den gesetzlichen Mindestlohn zahlen. In vielen Ländern liegt dieser dennoch nicht auf einem existenzsichernden Niveau. Die Zahlung des tatsächlichen existenzsichernden Lohns kann jedoch nur schrittweise eingeführt werden, da die Fairtrade-zertifizierten Blumen- und Pflanzenfarmen sonst nicht mehr konkurrenzfähig wären. Die Berechnung der Höhe eines existenzsichernden Einkommens ist dabei von Land zu Land unterschiedlich und erfolgt nach der sogenannten Anker-Methode.

Es grünt so grün – Fairtrade-zertifizierte Pflanzen

Seit 2015 können neben Schnittblumen und fertig kultivierten Pflanzen sowie unbewurzelte Stecklinge Fairtrade-zertifiziert werden. Fairtrade hat dafür den Standard für Blumen und Pflanzen um die Kategorie Jungpflanzen erweitert, was bedeutet, dass auch Topfpflanzen, die zu einem früheren Entwicklungsstand importiert werden – wie Stecklinge – eine Fairtrade-Zertifizierung erhalten können.

Dadurch können tausende Arbeiterinnen und Arbeiter auch auf Stecklingsfarmen von Fairtrade profitieren, wo die meiste Arbeitszeit anfällt. Der gesamte Prozess bis zur fertig kultivierten Pflanze kann beispielsweise bei Weihnachtssternen bis zu 70 Wochen dauern.  Die dortigen Arbeitskräfte sind zuständig für das Anpflanzen, die Vervielfältigung, die Ernte der Stecklinge und die Vorbereitung für den Export.

Grafik: Der Weg des Fairtrade-Weihnachtssterns

Wenn die Stecklinge in Europa angekommen sind, reisen sie zu Jungpflanzenunternehmen oder Gartenbaubetrieben, wo sie bis zur Verkaufsreife heranwachsen. Die Betriebe im Norden sind nach dem Fairtrade-Händlerstandard zertifiziert. Sie müssen sich ebenfalls an die Fairtrade-Liste verbotener Substanzen halten und mindestens 20 Prozent alternative Ausgangsmaterialien als Torf in der Anzuchterde verwenden, also beispielsweise Perlite oder Kokosfasern.

Ein Pilotprojekt für Stecklinge

Mit aktualisierten Fairtrade-Standards können seit 2015 mehr Farmen Fairtrade-zertifiziert werden. Dies hat aber nicht dazu geführt, dass deutlich mehr Fairtrade-Pflanzen in den Geschäftsregalen erhältlich sind: Aufholbedarf gibt es bei Tropenpflanzen wie Palmen, Zimmerpflanzen wie Weihnachtssternen, aber auch Balkon- und Gartenpflanzen wie beispielsweise Geranien.

Ein neu entwickeltes Pilotprojekt soll nun die Fairtrade-Prämieneinnahmen der Arbeiter*innen in den Anbauländern steigern und die Kosten in den Verkaufsregalen verringern. Das Projekt soll damit Fairtrade-Jungpflanzen für eine Vielzahl an Beet-, Balkon- und Zimmerpflanzen zu einer echten, nachhaltigen Alternative zu herkömmlichen Stecklingen machen.

Im Pilotprojekt werden die Prozesse vereinfacht und trotzdem die Fairtrade-Grundsätze eingehalten. Zum einen müssen die Gärtnereien im globalen Norden, die die Pflanzen aus Fairtrade-Stecklingen fertig kultivieren, nicht mehr Fairtrade-zertifiziert sein. Daher kann es auf Stufe der europäischen Gärtnerei zu Vermischung mit konventionellen Pflanzen kommen. Es ist jedoch weiterhin sichergestellt, dass nur die Menge an Pflanzen als Fairtrade-zertifiziert verkauft wird, die auch unter entsprechenden Bedingungen von den Farmen eingekauft wurden. Dies wird von der unabhängigen Zertifizierungsorganisation FLOCERT bei den Importeuren und im Einzelhandel überprüft.

Um Pflanzen zu kennzeichnen, die über das Pilotprojekt gehandelt werden, führt Fairtrade ein neues, gesondertes Pilotsiegel ein. Die ersten so gekennzeichneten Weihnachtssterne sind ab November 2022 beim toom Baumarkt und seit 2024 auch bei Rewe erhältlich. 

Weitere Infos: Pressemitteilung 

FAQ: Fairtrade Stecklingspilotprojekt

Aktuelles: Fairtrade-Rosen in Deutschland

Absatzentwicklung und Details über Fairtrade-Rosen in Deutschland

Externer Inhalt

Dieser Inhalt von

datawrapper.dwcdn.net

wird aus Datenschutzgründen erst nach expliziter Zustimmung angezeigt.

Details

Markteinführung: 2005
Herkunft: Äthiopien, Kenia, Tansania
Marktanteil: 33%

News zum Thema

GfK Nachhaltigkeitsindex bestätigt: Fairtrade-Siegel überzeugt am Regal

Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) bestätigt in ihrem jüngsten Nachhaltigkeitsindex Report erneut: Trotz Herausforderungen in Krisenzeiten haben Konsument*innen den Wunsch, nachhaltig zu handeln. In der Studie schneidet das Fairtrade-Siegel besonders in den Bereichen Lebensmittel und Bekleidung sehr gut ab.

Lesen

HREDD: Fairtrade erweitert Standards um Kriterien zur Sorgfaltspflicht

Fairtrade hat seine Standards für Händler und Organisationen mit lohnabhängig Beschäftigten aktualisiert, um HREDD-Kriterien aufzunehmen. Erwartungen und gesetzliche Anforderungen zu unternehmerischer Sorgfaltspflicht nehmen zu. Die Aktualisierung unterstützt Unternehmen darin, erforderliche Maßnahmen für Menschenrechte und Umwelt (HREDD) zu ergreifen und ihrer Verantwortung gerecht zu werden.

Lesen

Fairtrade Global Awards: Drei deutsche Initiativen ausgezeichnet

In acht verschiedenen Kategorien wurden zum ersten Mal die Fairtrade Global Awards, ausgerichtet von Fairtrade Africa, in Kenia verliehen.

Lesen